4 - Darauf kommt es an

Zielgruppen – Angebote – Träger und Akteure – Kommunale Rahmenbedingungen

Bei Diskussionen mit Verantwortlichen und Akteuren der Seniorenarbeit zum Thema „Förderung des Wohlbefindens älterer Menschen“ stehen vier zentrale Fragestellungen im Mittelpunkt: Welche Bedürfnisse haben die unterschiedlichen Zielgruppen und welche Bedarfe resultieren daraus? Welche Angebote zur Gesundheitsförderung werden dem spezifischen Bedarf der Zielgruppe gerecht? Welche Träger und Akteure der Seniorenarbeit können geeignete Angebote vorhalten? Welche Potenziale und Rahmenbedingungen sind in der Kommune vorhanden, die für die Entwicklung bedarfsgerechter Angebote zur Gesundheitsförderung älterer Menschen genutzt werden können? Berücksichtigt werden sollten aber auch mögliche Hemmschwellen im kommunalen Setting.

Bei allen vier Fragestellungen sollten auch verschiedene Teilaspekte in den Blick genommen werden. Einen Überblick, welche Aspekte bei der Planung von Angeboten zur Gesundheitsförderung älterer Menschen auf kommunaler Ebene zu berücksichtigen sind, gibt die Im Alter IN FORM Pyramide.

Die Im Alter IN FORM Pyramide dient als praktische Arbeitshilfe, um den Diskussionsprozess bei der Planung von bedarfsgerechten Angeboten zur Gesundheitsförderung älterer Menschen auf kommunaler Ebene zu strukturieren. In der Diskussion sollten sich alle Beteiligten von zentralen Fragestellungen anleiten lassen und sich gegenseitig des gemeinsamen Verständnisses des Themas bzw. der Zielsetzung des Gespräches oder des jeweiligen Teilaspektes rückversichern.

Im Folgenden werden die wichtigsten Aspekte erläutert, die bei der Entwicklung von Angeboten und Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens älter Menschen zu berücksichtigen sind:

Die Bedürfnisse von älteren Menschen und die daraus abgeleiteten Bedarfe an Angeboten und Maßnahmen sollten als Querschnittsaufgabe bei den Planungen auf kommunaler Ebene berücksichtigt werden. Dabei sollten die Verantwortlichen in der Seniorenarbeit alle Zielgruppen im Blick haben und bedarfsgerechte Angebote bereithalten.

Die Generation der älteren Menschen setzt sich aus einer Vielzahl sehr heterogener Zielgruppen zusammen. Neben den persönlichen Interessen und Wünschen älterer Menschen führen die vielfältigen Lebensverläufe, Lebenssituationen und Alterungsprozesse zu individuellen Bedürfnissen, die die Gestaltung des Alltags und des Wohlbefindens beeinflussen.

Die sehr heterogene Gruppe der älteren Menschen ist geprägt durch

  • verschiedene familiäre Situationen und individuelle familiäre Erfahrungen
  • unterschiedliche Bildungsabschlüsse, berufliche Qualifizierungen und Erfahrungen
  • sehr differenzierte Lebenssituationen, u.a. im Hinblick auf
     
    • unterschiedliche Einkommens- und Wohnsituationen
    • individuelle Lebensstile bzgl. der Alltags- und Freizeitgestaltung, des Essverhaltens, der Mobilität, der sozialen Teilhabe
    • verschiedene kulturelle Wurzeln
    • unterschiedliche familiäre und soziale Einbindung.

Darüber hinaus können bei zunehmendem Alter körperliche, mentale und/oder psychische Einschränkungen den Alltag und das Wohlbefinden älterer Menschen mehr oder minder stark beeinflussen.

Die verschiedenen Interessen und Bedürfnisse der heterogenen Zielgruppe älterer Menschen sollten soweit wie möglich bei der Gestaltung des Wohn- und Lebensumfeldes zur Förderung ihres Wohlbefindens und ihrer Gesundheit berücksichtigt werden. Nur dann kann es gelingen, sie zur Teilnahme bzw. Akzeptanz zu motivieren.

Altersgerechte Wohnungen, ein Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) mit gutem Zugang für ältere Menschen mit eingeschränkter Mobilität und für Personen mit Rollator oder Rollstuhl, Angebote zur medizinischen Versorgung und gesundheitstherapeutische Maßnahmen sollten beispielsweise ausreichend gegeben sein.

Insbesondere sollten für die verschiedenen Zielgruppen passgenaue Angebote zur gesundheitlichen Information und Beratung sowie zur sozialen Teilhabe, ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung vorhanden sein. Ebenfalls sollte der Zugang zu kulturellen und gesellschaftlichen Ereignissen in der Kommune für ältere Menschen möglich sein.

Beispiele für Aspekte bei der Gestaltung von Angeboten für ältere Menschen

Zielgruppe aktiver älterer Menschen

  • Gesundheit: ohne Einschränkungen
  • Lebenssituation: allein oder mit Partner lebend
  • Wohnungssituation: Mietwohnung oder Eigenheim mit Garten 
  • Einkommensverhältnisse: Grundsicherung, niedriges, mittleres oder höheres Einkommen
  • Soziale Teilhabe: aktiv und sozial eingebunden oder sozial isoliert

Zielgruppen älterer Menschen mit alters- oder krankheitsbedingten Einschränkungen

  • Gesundheit: altersbedingte Einschränkungen, z.B. des Seh- und/oder Hörvermögens
  • motorische Einschränkungen, z.B. Beweglichkeit der Hände, Knie-, Hüft-, und/oder Rückenbeschwerden
  • Stoffwechselstörungen und/oder Erkrankungen wie Diabetes, Osteoporose
  • psychische oder mentale Störungen
  • multiple Beeinträchtigungen
  • Lebenssituation: allein oder mit Partner lebend
  • Wohnungssituation: Mietwohnung oder Eigenheim mit Garten 
  • Einkommensverhältnisse: Grundsicherung, niedriges, mittleres oder höheres Einkommen
  • Soziale Teilhabe: aktiv und sozial eingebunden oder sozial isoliert

Alle genannten Aspekte sind bei jedem älteren Menschen unterschiedlich ausgeprägt. Im Laufe des Lebens haben ältere Menschen individuelle Empfindungen, Vorstellungen, Erwartungen und Befindlichkeiten entwickelt, die auch bei der Planung von Angeboten für ältere Menschen zu beachten sind. Zum Beispiel Personen, die nicht mehr gut hören, fällt es schwer, sich in größeren Gruppen oder bei Veranstaltungen an den Gesprächen zu beteiligen. So kann ein schwaches Hörvermögen Einschränkungen der sozialen Teilhabe zur Folge haben. Weil betroffene Personen nur ungenau oder je nach Raumakustik kaum etwas verstehen, befürchten sie, sich durch ständiges Nachfragen blamieren zu können, und meiden daher Veranstaltungen mit größeren Gruppen.

Mit dem Älterwerden kann sich die Lebenssituation allmählich, manchmal aber auch ganz plötzlich verändern. Das Ende der Berufstätigkeit, der Verlust eines Partners, der Wegzug der Kinder, eine Erkrankung oder zunehmende körperliche Einschränkungen erfordern von älteren Menschen sehr viel Anpassung und eine bewusste Gestaltung der neuen Lebenssituation. Die Erhaltung der Selbstständigkeit älterer Menschen durch entsprechende Angebote und Gestaltung des Wohnumfeldes obliegt gemäß dem Siebten Altenbericht vor allem den Verantwortlichen in Kommunen.

Um den Bedürfnissen und Interessen der heterogenen Zielgruppe der älteren Menschen durch bedarfsgerechte Maßnahmen gerecht zu werden, ist ein umfassendes Spektrum an Angeboten vor Ort nötig, um älteren Menschen die gewünschten Informationen, personengerechte Unterstützung und Angebote zur Förderung des Wohlbefindens zu gewährleisten.

Dazu zählen beispielsweise Angebote zur:

  • Information und Beratung zu verschiedenen Fragen und Herausforderungen älterer Menschen und/oder ihrer Familienangehörigen, wie z.B. soziale Absicherung, Inanspruchnahme von Pflegeleistungen, Wohnraumanpassungen etc.
  • Unterstützung bei der Alltagsgestaltung, z.B. im hauswirtschaftlichen Bereich, im Betreuungsbereich
  • Erhaltung der psychischen Gesundheit, z.B. durch Förderung der sozialen Teilhabe an kulturellen, geselligen Veranstaltungen und Ausflügen
  • Förderung der körperlichen Gesundheit durch Bewegung und ausgewogene Mahlzeiten
  • Erhaltung der Mobilität, wie z.B. seniorengerechter ÖPNV, Fahrservice
  • Weiterbildung zu aktuellen gesundheitlichen, sozialen oder gesellschaftspolitischen Fragen
  • medizinischen Versorgung
  • ambulanten Pflege.

Bei der Gestaltung der Angebote für ältere Menschen sollten von Anfang an die besonderen Bedürfnisse der Zielgruppe beachtet werden, um bedarfsgerecht zu agieren.

Bereits bei der Ankündigung und der Information über Angebote sollte vermerkt sein, dass das Angebot auf die besonderen Bedürfnisse der Zielgruppe ausgerichtet ist, sodass die älteren Menschen keine Sorge haben, dass sie bei der Veranstaltung nicht zurechtkommen, und motiviert sind teilzunehmen.

So sind für ältere Menschen mit Einschränkungen des Seh- oder Hörvermögens entsprechende Serviceangebote einzuplanen. Für ältere Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen sollte der Zugang zu den Angeboten – von Zuhause bis zum Veranstaltungsort – barrierefrei sein. Gegebenenfalls sollten Fahrdienste und/oder Betreuungspersonen zur Verfügung stehen.

Auch Personen, die als Referenten, Übungsleiter oder Betreuer an dem Angebot mitwirken, sollten rechtzeitig darüber informiert werden, welche Zielgruppen älterer Menschen erwartet werden, damit sie entsprechend auf diese eingehen können.

Praktische Beispiele

Wie Angebote für ältere Menschen bedarfsgerecht gestaltet werden können, zeigen die folgenden Praxisbeispiele aus dem Bereich der Gesundheitsförderung.

Angebote zur Förderung der sozialen Teilhabe:

Lebensrückblickgespräche

(Verbundprojekt VorteilJena – Vorbeugen durch Teilhabe)

Für ältere Menschen haben die Beschäftigung mit der eigenen Vergangenheit und das Bedürfnis, lebensgeschichtliche Erinnerungen mit anderen Personen zu teilen, eine besondere Bedeutung. In dem Projekt „Erinnern, erzählen, dabei sein“ werden Senioren zu Lebensrückblickgesprächen eingeladen. Der gemeinsame Austausch von persönlichen Erinnerungen trägt dazu bei, Wertschätzung zu erfahren und das psychische Wohlbefinden älterer Menschen zu steigern. Mit Manual und Leitfaden werden Ehrenamtliche, Pflege- und Betreuungskräfte zur Gesprächsführung mit Seniorinnen und Senioren befähigt. Das Manual beinhaltet die Anleitung zur Durchführung der Lebensrückblickgespräche. Der Leitfaden hilft dabei, die älteren Menschen anhand von Leitfragen Schritt für Schritt durch den Rückblick zu begleiten.

Mehr Informationen zum Angebot „Erinnern, erzählen, dabei sein“

Reisegruppe

(Verbundprojekt VorteilJena)

Die Reisegruppe ist für Menschen ab 65 Jahren gedacht, die in Senioreneinrichtungen leben. Sie bietet Gelegenheit zum gemeinsamen Erinnern an vergangene Reisen und zum Träumen von entfernten Reisezielen. Durch das dabei entstehende Gruppengefüge und die damit verbundenen Gefühle von Teilhabe sowie Erfahrungen von Selbstwirksamkeit werden Selbstwert und Wohlbefinden gestärkt.

Mehr Informationen zum Angebot „Reisegruppe“

Angebote zur Förderung der Bewegung:

Bewegte Apotheke

(Vielfalt in Sport und Kultur e.V.)

Eine Apotheke im Stadtteil Rot in Stuttgart ist der Treffpunkt für regelmäßige Stadtteilspaziergänge mit Gymnastik. Das niedrigschwellige Bewegungsangebot richtet sich speziell an Seniorinnen und Senioren und ermutigt sie, ihren Körper bis ins hohe Alter zu trainieren. Der Spaß an gemeinsamen Aktivitäten mit Gleichgesinnten steht dabei im Vordergrund. Initiiert wurde die „bewegte Apotheke“ durch die Stadt Stuttgart in Kooperation mit Apotheken und dem Sportverein.

Mehr Informationen zum Angebot „Bewegte Apotheke“

Teppichcurling

(Hilfswerk-Siedlung Berlin)

Teppichcurling heißt der neue Trendsport, der dem Eisstockschießen ähnelt. Der Teppich wird jeden Dienstag um 15 Uhr im Haus der Begegnung in der Seniorenwohnanlage der Stiftung Hospitäler zum Heiligen Geist und St. Georg an der Reinickendorfer Straße in Berlin-Wedding ausgerollt. Teppichcurling spricht ältere Menschen besonders an. Ob im Anzug oder Sportlerdress, trainiert oder untrainiert – jeder kann mitmachen und Teamgeist erleben.

Weitere Informationen über das Angebot „Teppichcurling“ der Hilfswerk-Siedlung Berlin
(Artikel aus „Die Welt“)

Angebote zur Förderung der ausgewogenen Ernährung:

Mittagstisch im Wohncafé

(gemeinsam wohnen e.V.)

An jedem Werktag veranstaltet der Verein gemeinsam wohnen e.V. in Köln-Neuehrenfeld einen Mittagstisch für Senioren im Wohncafé. Wer gerne kocht oder es lernen möchte, kann bei der Zubereitung helfen. Der Mittagstisch bietet zudem Gelegenheit, andere Menschen im Stadtteil kennenzulernen und gemeinsam Zeit mit ihnen zu verbringen. So verbindet das Mittagstischangebot die Förderung gesunder Ernährung und der gesellschaftlichen Teilhabe älterer Menschen.

Weitere Informationen zum „Mittagstischangebot im Wohncafé“

 

Der Siebte Altenbericht betont die besondere Rolle der Kommunen bei der Gestaltung von altersgerechten Wohnumfeldern. Vor allem die politisch Verantwortlichen tragen wichtige Verantwortung bei der Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen. Aber auch die Verwaltung und Zivilgesellschaft sollten in kooperativer Zusammenarbeit für sinnvolle und ausreichende Angebote zur Förderung des Wohlbefindens und der Lebensqualität älterer Menschen sorgen.

Politisch Verantwortliche in Zusammenarbeit mit der Verwaltung

Die Ziele und Aufgaben der politisch Verantwortlichen für die älteren Menschen sind auf kommunaler Ebene sehr verschieden. Sie variieren nicht nur abhängig von der Größe und Struktur der Kommune oder Gebietskörperschaft, sondern auch abhängig von den finanziellen Möglichkeiten und thematischen Schwerpunkten in der Gemeinde, der Stadt oder dem Dorf. Eine wichtige Aufgabe ist die Erhebung von Daten zur Sozialraumanalyse und zur sachgerechten Einschätzung der Lebenssituation älterer Menschen, um daraus zentrale Handlungsanforderungen an die Seniorenpolitik abzuleiten. Die Kommunalpolitik ist auch verantwortlich für die Etablierung von Seniorenbeiräten, Seniorenbeauftragen und die personelle und finanzielle Ausstattung der Verwaltung im Aufgabenbereich für ältere Menschen. Sie kann auch wichtige Impulse setzen und Unterstützung leisten für die Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft. Aus Sicht der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V. sollten in jeder Kommune für das Aufgabenfeld Seniorenarbeit, einschließlich Koordination und Unterstützung der Träger und Akteure der Seniorenarbeit, hauptamtliche „Kümmerer“ in der Verwaltung zuständig sein.

Je nach Arbeitsweise und Aufgabenverteilung in der Kommune werden vielfältige Informations- und Beratungsangebote für ältere Menschen sowie Unterstützungsangebote für Akteure in der Seniorenarbeit von der Kommunalverwaltung geleistet.

In vielen Kommunen veröffentlicht die Verwaltung alle Dienste und Angebote von Trägern und Dienstleistern für ältere Menschen in einer Borschüre oder auf der Internetseite der Kommune, sodass sich interessierte ältere Menschen oder Familienangehörige schnell orientieren können, an wen sie sich mit ihrer Frage oder ihrem Anliegen wenden können.

In ländlichen Regionen unterstützt die Verwaltung oftmals Initiativen zur Organisation von Mobilität, z.B. Bürgerbusse oder Ruftaxis.

Organisationen und Vereine in der Zivilgesellschaft

Neben den Verantwortlichen in der Politik und Verwaltung gibt es zahlreiche Institutionen, Organisationen und Vereine, die mit vielfältigen Diensten, Maßnahmen, Angeboten und Projekten zum Wohlbefinden der älteren Menschen beitragen. In erster Linie sind die Freien Wohlfahrtspflegeverbände mit ihren Mitgliedern auf Orts- und Kreisebene die Träger der zahlreichen Dienste.

Traditionell bieten die Kirchengemeinden spezielle Seniorenprogramme zur gesellschaftlichen Teilhabe oder themenbezogene Veranstaltungen an. Das Spektrum der Dienstleistungen für spezielle Zielgruppen in der älteren Generation ist vielfältig.

Ebenso breitgefächert sind auch die Unterstützungs- und Beratungsangebote der Freien Wohlfahrtsverbände vor Ort. Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz, der Paritätische oder auch die Volkssolidarität tragen durch ein breites Spektrum ihrer Angebote zur Förderung der sozialen Teilhabe älterer Menschen bei und leisten Unterstützung bei der Alltagsgestaltung und der Pflege im eigenen Zuhause. Die Wohlfahrtsverbände sind oftmals Träger von Nachbarschaftshilfen oder Mehrgenerationenhäusern, Begegnungsstätten, Tagespflegestätten und stationären Pflegeeinrichtungen oder Quartiersmanager.

Aber auch lokale Vereine, wie Freiwillige Feuerwehr, Katholischer Frauenverein, Landfrauenvereine, Sport- und Wandervereine oder Musik-, Bürger-, Generationenvereine sowie Organisationen von Migrantinnen und Migranten haben in ihrem Jahresprogramm spezielle Angebote für ältere Menschen oder unterstützen Angebote von anderen Trägern.

Bildungsträger wie Volkshochschulen, Bildungshäuser der Kirchen oder der Ländlichen Erwachsenenbildung bieten Informationsveranstaltungen und Weiterbildungskurse zu speziellen Themen für ältere Menschen an.

Dienstleister im Gesundheitsbereich

Gesundheitsdienstleister bieten entsprechend ihrer beruflichen Kompetenz spezielle Angebote und Services für ältere Menschen. Dazu zählen Angebote zur altersgerechten Bewegung von Sportstudios und Praxen für Physiotherapie, Angebote zur Gesundheitsprävention von Apotheken, Angebote zur altersgerechten Ernährung wie „Essen auf Rädern“ und vielfältige Betreuungsangebote wie Hauswirtschaftliche Hilfen, ambulanter Pflegedienst, Tagespflege oder stationäre Pflegeeinrichtungen.

Ausgangssituation im Setting Kommune

Vielfältige Gegebenheiten und Einflussgrößen auf kommunaler Ebene bedingen auch die Einmaligkeit einer jeden Kommune. Bei Vorhaben zur Verbesserung des Wohlbefindens älterer Menschen in ihrem Lebensumfeld sollten die besonderen Rahmenbedingungen in der jeweiligen Kommune zunächst erfasst werden. Dazu zählen folgende Gegebenheiten in der Kommune:

  • Größe der Kommune (Siedlungsstruktureller Kreistyp, gemäß Unterteilung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung): Kreisfreie Großstadt, Städtischer Kreis, Ländlicher Kreis mit Verdichtungsansätzen, dünn besiedelter ländlicher Kreis
     
  • Einwohnerzahl, Einwohnerdichte, Altersaufbau
     
  • Infrastruktur: z.B. ÖPNV, Erreichbarkeit der Dienstleister im Gesundheitsbereich für ältere Menschen, Wege zu Einrichtungen der Gesundheitsförderung
     
  • Politischer Stellenwert der Seniorenarbeit und der Gesundheitsförderung älterer Menschen, dokumentiert z.B. durch:
     
    • Leitlinien für die Seniorenarbeit
    • Altenhilfeplan
    • Sozialbericht der Kommune
    • Strategien für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger, einschließlich der älteren Menschen
    • Gesundheitskommune
       
  • Ressourcen der Verwaltung für die Unterstützung und Förderung älterer Menschen: personelle und finanzielle Ausstattung, Verfügbarkeit von Räumen (z.B. Bürgerhaus)
     
  • Status des Bewusstseins für die Bedeutung der Gesundheitsförderung älterer Menschen (gemäß Community Change Readiness Modell):

    Ist den Verantwortlichen und Akteuren in der Seniorenarbeit bewusst, dass sie mit ihren Angeboten und Aktivitäten für Senioren wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit der älteren Menschen nehmen können und dies auch schon tun? Gibt es bereits Anstrengungen durch die Träger, um das Wohlbefinden und die Gesundheit älterer Menschen aktiv zu fördern? Wie reagieren Akteure, wenn sie in ihrem Aufgabenfeld für die teilnehmenden älteren Menschen verstärkt Bewegungsübungen, nährstoffreiche Snacks bzw. Gerichte einbinden sollen? Je nach Bewusstsein und Bereitschaft sollte die Vorgehensweise beim partizipativen Prozess zur Verbesserung der Angebote sorgfältig gewählt werden! (Siehe Qualitätsbaustein „Information und Sensibilisierung“)
     
  • Trägerstrukturen / Organisation der Seniorenarbeit:
    Gibt es einen aktiven Seniorenbeirat? Welche Träger/Akteure sind in der Seniorenarbeit aktiv? In welcher Weise arbeiten die Träger der Seniorenarbeit zusammen, gibt es ein Netzwerk? Bestehen Befindlichkeiten zwischen Trägern? (Siehe hierzu die Webseite „Akteure der Gesundheitsförderung in Kommunen“)
     
  • Kooperationsbereitschaft zur fachübergreifenden und organisationsübergreifenden Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung und zivilen Trägern
     
  • Engagement der Zivilgesellschaft

Das Wissen über die Rahmenbedingungen und ihre konkrete Ausprägung in der Kommune ist für die erfolgreiche Planung und zukunftsgerichtete Gestaltung der Angebote und Dienste für ältere Menschen sehr wertvoll. Die kommunalen Rahmenbedingungen können als Potenziale sinnvoll genutzt werden. Hieraus ergeben sich wichtige Anhaltspunkte für die Ausrichtung und Vorgehensweise bei der Verbesserung der Gesundheitsförderung für ältere Menschen.

Beispiele für die Praxis:

Siedlungsstruktur

Bei größeren Kommunen (Großstädten oder Landkreisen) kann z.B. ein vorhandenes Steuerungsgremium Impulse und Anregungen für die Verantwortlichen der Seniorenarbeit in den kleinräumigeren Strukturen (Quartiere, Gemeinden oder Dörfer) bieten. Steuerungsgremien können ebenso für Akteure im Großraum Informations- und Erfahrungsaustauch ermöglichen sowie Bildungsangebote oder Tagungen organisieren, die von den Organisatoren in den unteren Strukturen alleine nicht durchführbar wären.

In kleineren Kommunen bzw. unteren Strukturen von Kommunen, wie Quartieren und Dörfern, ist die Zahl der Träger, der Verantwortlichen und Akteure der Seniorenarbeit meist überschaubar. Der Informationsaustausch und Absprachen untereinander sind oftmals „auf dem kleinen Dienstweg“ möglich, weil man sich aus verschiedenen Arbeitsbereichen kennt. Gemeinsame Ziele und Vorhaben können so in kürzerer Zeit abgestimmt und umgesetzt werden. Ressourcen der einzelnen Partner sind bekannt und man weiß, wen man fragen kann.

Organisation der Seniorenarbeit

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels haben viele Kommunen Seniorenbeiräte etabliert. Sie kümmern sich um die Anliegen der älteren Menschen, beraten die politischen Gremien und die Fachkräfte in den zuständigen Fachbereichen der Verwaltung.

In einigen Kommunen haben Träger der Seniorenarbeit Netzwerke oder Runde Tische gebildet, um den Informations- und Erfahrungsaustausch zu fördern und ggf. festgestellte Bedarfe oder Lücken in der Infrastruktur zu schließen. Derzeit sind solche Netzwerkstrukturen aber noch nicht in allen Kommunen vorhanden.

Status des Bewusstseins für die Bedeutung der Gesundheitsförderung

Sofern das Bewusstsein für die Bedeutung der Gesundheitsförderung älterer Menschen bei den Trägern und Akteuren noch nicht sehr ausgeprägt ist, sollten zunächst entsprechende Informations- und Bildungsangebote initiiert und durchgeführt werden, um Akteure und Verantwortliche in der Seniorenarbeit für die Ziele und Aufgaben der Gesundheitsförderung zu sensibilisieren.

Bereitschaft für Veränderung und neue Impulse

Wie gelingt es, langjährige Akteure für eine Erweiterung der Seniorenarbeit um Angebote zur Verbesserung der Ernährung und des Bewegungsverhaltens älterer Menschen zu motivieren? Wie können ältere Menschen, die bisher noch nicht erreicht wurden, gezielt angesprochen werden? Hierfür bedarf es neuer Impulse und Anreize. Attraktive Angebote und innovative Ideen wecken das Interesse der Bürgerinnen und Bürger an der Seniorenarbeit. Um neue Zielgruppen in der älteren Generation zu erreichen, sollten die Angebote entsprechend beworben werden. Für die älteren Menschen muss ersichtlich sein, dass die Angebote ihnen gute Unterstützung bieten und ihren Bedürfnissen gerecht werden.

Engagement der Zivilgesellschaft

Einige Kommunen verfügen über eine ausgeprägte Nachbarschaftskultur oder gute Vereinsstruktur. Bürgerinnen und Bürger engagieren sich ehrenamtlich für die Gestaltung der sozialen und kulturellen Gemeinschaft. Bei der Planung von Angeboten für ältere Menschen kann man auf vorhandene Vereinsstrukturen zurückgreifen.

In anderen Kommunen ist ehrenamtliches Engagement weniger vorhanden. Hier sollten gezielt Initiativen zur Gewinnung neuer ehrenamtlich engagierter Menschen ergriffen werden.

Bei der Planung von neuen Angeboten oder der Verbesserung von vorhandenen Angeboten zur Förderung des Wohlbefindens älterer Menschen sollten die kommunalen Aspekte und Rahmenbedingungen besonders bedacht werden. Wichtig ist dabei, dass sich Akteure nicht missverstanden oder überfordert fühlen und Ressourcen gezielt eingesetzt werden. Eine kommunenspezifische Vorgehensweise fördert die Motivation aller Beteiligten und führt sicher zum Erfolg!