Praxisfragen

Die Gesundheit des Menschen im Alter wird durch verschiedene Faktoren bestimmt. Der biologische Alterungsprozess führt zu einem Nachlassen der Körperfunktionen. Äußere Anzeichen dafür sind Seh- oder Hörschwächen, eine faltigere Haut, eine Verringerung der Muskelkraft oder Beschwerden in den Gelenken. Doch ist es wissenschaftlich erwiesen, dass der Alterungsprozess nur zu einem Teil auf genetische Ursachen zurückzuführen ist.

Wichtige Faktoren für die Gesundheit im Alter sind die Umwelt- und Lebensbedingungen, das soziale Milieu und der individuelle Lebensstil. Durch einen gesunden Lebensstil kann der Abbau der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit im Alter deutlich verzögert werden. Gesundheitsförderung unterstützt ältere Menschen dabei, ihren Lebensstil gesundheitlichen Erfordernissen anzupassen.

Der Begriff Gesundheitsförderung  bezeichnet Maßnahmen und Strategien zur Verbesserung und Erhaltung der Gesundheit und zur Förderung einer gesunden Lebensweise.

Im Rahmen von IN FORM werden schwerpunktmäßig Maßnahmen und Angebote unterstützt, die eine ausgewogene Ernährung, gesunde Bewegung und die soziale Teilhabe älterer Menschen fördern.

Gesunde Ernährung sorgt dafür, dass der Körper alle erforderlichen Nährstoffe in einer ausgewogenen Menge erhält. Fehlen Nährstoffe in der Ernährung, kommt es zu Mangelerscheinungen mit verschiedenen körperlichen und geistigen Folgen, wie zum Beispiel erhöhte Infektanfälligkeit, Konzentrationsschwäche oder Antriebsschwäche.

Ausreichend Bewegung ist wichtig zur Erhaltung der Beweglichkeit, der Muskelkraft, der Koordination und Balance. Regelmäßige Bewegungsübungen sind unerlässlich, um das mit zunehmendem Alter erhöhte Sturzrisiko zu mindern und die Leistungsfähigkeit für die Alltagsaufgaben zu erhalten.

Soziale Teilhabe ist von hoher Bedeutung für das Wohlbefinden älterer Menschen. In der Gemeinsamkeit mit anderen erleben sie Freude, Anerkennung und Wertschätzung. Einsame ältere Menschen werden eher depressiv.

Angebote zur ausgewogenen Ernährung, für ausreichend Bewegung und soziale Teilhabe, die auf die verschiedenen Zielgruppen der älteren Menschen speziell zugeschnitten sind, tragen zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit für ein selbstbestimmtes Leben im eigenen Wohnumfeld und damit zur Förderung des Wohlbefindens und der Gesundheit bei.

Je nach Betrachtungsweise werden unterschiedliche Altersstufen als Seniorinnen oder Senioren bezeichnet. Im Sport kann man mit 40 Jahren schon zur Seniorenmannschaft gehören. Generell werden Menschen, die ab Mitte 60 aus dem aktiven Berufsleben ausscheiden, als ältere Menschen bezeichnet. Das Alter sagt jedoch nichts über die körperliche und geistige Fitness des Menschen aus.

Die physische und psychische Gesundheit älterer Menschen wird in hohem Maße beeinflusst durch die individuelle Lebensweise, die Lebensqualität und das subjektive Wohlbefinden. Die Erhaltung der Selbstständigkeit und Selbstbestimmung im Alltag und die damit einhergehende Teilhabe am Leben in der Gesellschaft sind wesentlich für ein gesundes Älterwerden. Ein positives Altersbild trägt zu einem gesundheitsförderlichen Verhalten bei.

Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung sind in jedem Alter von hoher Bedeutung, da sie wesentlich zur Erhaltung der körperlichen und geistigen Gesundheit beitragen. Aus Sicht der Ernährungswissenschaft sollte man aufgrund der geringeren Muskelmasse ab 50 Jahre auf energiereduzierte, aber ausgewogene Mahlzeiten achten, um einer Gewichtszunahme vorzubeugen. Durch ausreichend Bewegung kann man der abnehmenden Muskelmasse entgegenwirken.

Einseitige Ernährung kann in jedem Alter zu Mangelernährung führen und erhöht aber im Alter das Risiko ernährungsbedingter Erkrankungen wie Diabetes, Herzkreislauferkrankungen oder Osteoporose. Bis ins hohe Alter, wenn die Leistungsfähigkeit der Organe deutlich nachlässt, ist eine ausreichende und ausgewogene Nährstoffversorgung besonders wichtig.

Regelmäßige Bewegung wirkt in jedem Alter gesundheitsfördernd und ist essentiell zur Erhaltung der motorischen Fähigkeiten und des körperlichen Wohlbefindens. Bewegungsübungen, insbesondere das Training von Koordination und Balance, haben nachweislich positive Effekte auf die Funktion des Gehirns.

Für ein gesundes Leben im Alter ist die unmittelbare Wohnumgebung, der Stadtteil oder das Quartier, von zentraler Bedeutung. Vor allem auf kommunaler Ebene muss ein gesundheitsförderliches Umfeld geschaffen und müssen ältere Menschen unterstützt und ermutigt werden, Eigenverantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen.

Angebote, die es den älteren Menschen ermöglichen sich ausgewogen zu ernähren und ausreichend zu bewegen, sind für die Gesundheitsprävention unerlässlich. Die Träger der Seniorenarbeit, Mahlzeitenanbieter und Anbieter für Bewegung können durch eine gute Zusammenarbeit entsprechende Angebote etablieren. Nur wenn die Angebote vor Ort attraktiv und gut erreichbar sind, werden sie von älteren Menschen gerne angenommen und tragen nachhaltig zu einer gesunden Lebensweise bei.

Damit auch ältere Menschen, deren Mobilität durch gesundheitliche Einschränkungen beeinträchtigt ist, die Angebote zur ausgewogenen Ernährung und Bewegung wahrnehmen können, sollten auf kommunaler Ebene entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dazu zählen eine gute Infrastruktur des öffentlichen Personennahverkehrs oder Senioren-Fahrdienste, barrierefreie Einkaufsmöglichkeiten sowie unterstützende Dienstleistungsangebote wie Mittagstische, Essen auf Rädern, Haushaltsservice oder Nachbarschaftshilfe.

Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung sind Schlüsselfaktoren, um so lange wie möglich fit zu bleiben.

Ausgewogene Ernährung  setzt eine gesundheitsfördernde Lebensmittelauswahl voraus. Dies hört sich oftmals schwieriger an als es in der Praxis ist. Die 10 Tipps der Deutschen Gesellschaft für Ernährung lassen sich bei der Zusammenstellung und Zubereitung der Mahlzeiten mit etwas Übung leicht umsetzen:

  1. Lebensmittelvielfalt genießen
  2. Gemüse und Obst – nimm „5 am Tag“
  3. Vollkorn wählen
  4. Mit tierischen Lebensmitteln die Auswahl ergänzen
  5. Gesundheitsfördernde Fette nutzen
  6. Zucker und Salz einsparen
  7. Am besten Wasser trinken
  8. Schonend zubereiten
  9. Achtsam essen und genießen
  10. Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben

 

Bei der Verpflegung älterer Menschen ist darauf zu achten, dass das Verpflegungsangebot eine ausreichende Nährstoffversorgung gewährleistet. Ein vielfältiger und abwechslungsreicher Speiseplan berücksichtigt dabei die individuellen Wünsche und Vorlieben. Die Mahlzeiten müssen in erster Linie lecker schmecken, damit ältere Menschen mit Appetit essen. Mehr über die Anforderungen an eine ausgewogene Ernährung im Alter erfahren Sie hier.

Bei Bewegung im Alter gilt grundsätzlich: Ein bisschen Bewegung ist besser als keine, und je früher mit regelmäßiger Bewegung begonnen wird, umso besser.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt: Alle Menschen sollten sich während ihres ganzen Lebens bis ins hohe Alter entsprechend ihrer körperlichen Fitness und Leistungsfähigkeit bewegen. Um den unterschiedlichen gesundheitlichen Anforderungen gerecht zu werden, sind verschiedene Arten von Bewegung erforderlich. Um das Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen und Diabetes, Darmkrebs und Brustkrebs zu reduzieren, sollte im Durchschnitt über 30 Minuten pro Tag ein moderates bis intensives Bewegungsprogramm durchgeführt werden. Das Training von Muskelkraft und Balance kann das Risiko für Stürze reduzieren und die körperliche Fitness von älteren Menschen verbessern. Mehr Bewegung kann erforderlich sein, um das Gewicht zu halten oder zu reduzieren. Mehr über die Bedeutung regelmäßiger Bewegung im Alter erfahren Sie hier.

Die Gruppe der älteren Menschen ist sehr heterogen. Daher sollten Angebote zu gesunder Ernährung und Bewegung die Vielfalt an Lebenssituationen älterer Menschen, ihrer Kulturen, Wünsche und Interessen berücksichtigen. Bei Mahlzeitenangeboten ist entscheidend, dass diese den Richtlinien für eine ausgewogene Ernährung entsprechen.

Mögliche Mahlzeitenangebote:

  • Verschiedene Varianten von Mittagstischen für ältere Menschen (siehe Leitfaden der BAGSO)
  • Essen auf Rädern
  • Nachbarschaftliches Kochen

Beratungs- und Unterstützungsangebote für eine ausgewogene Ernährung sowie Mittagstisch-Angebote tragen maßgeblich zu einer altersgerechten und vollwertigen Verpflegung bei und ermöglichen insbesondere alleinstehenden älteren Menschen eine größere Teilhabe an der Gemeinschaft.

Wie Träger und Akteure der Seniorenarbeit niederschwellige Angebote zur Förderung einer gesunden Ernährung gestalten können, zeigen Beispiele aus der Praxis.

 

Mögliche Bewegungsangebote:

Örtliche Vereine, zum Beispiel Sport-, Wander-, Schwimm- oder Selbsthilfevereine, bieten spezielle Bewegungsangebote für ältere Menschen an. In vielen Kommunen gibt es auch informelle Angebote, die ohne Vereinsmitgliedschaft nutzbar sind. Aber auch Dienstleister wie Sportstudios, Physiotherapeuten oder die Freien Wohlfahrtspflegeverbände bieten Bewegungsprogramme für verschiedene Zielgruppen älterer Menschen an, zum Beispiel Spaziergänge für Rollator-Nutzer oder begleitete Ausflüge für Menschen mit Demenz.

Anregungen, wie man Angebote zur gesundheitsförderlichen Bewegung für ältere Menschen im Wohnumfeld gestalten kann, erhalten Sie hier.

Die Motivation, aktiv etwas für die Gesundheit zu tun, kann auf verschiedene Weise gefördert werden. Wichtig sind Anreize, die auf das Interesse älterer Menschen stoßen und die Neugierde auf Gesundheitsthemen wecken. Ein geselliger Seniorentreff mit Verkostung vollwertiger Speisen kann ältere Menschen eher für gesunde Ernährung sensibilisieren als eine Vortragsveranstaltung. Um älteren Menschen Angebote für mehr Bewegung nahezubringen, eignen sich zum Beispiel Tanznachmittage oder attraktive Tagesausflüge.

Wesentlich ist die Förderung gemeinsamer Aktivitäten, denn oftmals scheuen ältere Menschen sich, alleine aktiv zu werden. Die Teilnahme an Angeboten gemeinsam mit bekannten Personen erleichtert es älteren Menschen, Hemmungen oder auch Ängste vor einer fremden Umgebung zu überwinden.

Um Senioren zur Teilnahme an Angeboten zur Gesundheitsförderung zu motivieren, ist eine persönliche Ansprache hilfreich, etwa eine Einladung des Bürgermeisters, des Pastors oder des Pflegedienstes.

Für ältere Menschen, die aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen zurückgezogen leben, sind Mittagstisch-Angebote oft die einzige Möglichkeit, um soziale Kontakte zu knüpfen. Um die Teilnahme an Mittagstisch-Angeboten zu ermöglichen, sollten für Senioren mit eingeschränkter Mobilität Fahrdienste eingerichtet werden.

Die BAGSO unterstützt im Rahmen von IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung – Verantwortliche und Akteure in der Seniorenarbeit auf kommunaler Ebene durch verschiedene Schulungsangebote. Für Akteure in der Seniorenarbeit und Fachkräfte in der Gemeinschaftsverpflegung werden folgende Schulungen angeboten:

  • Basisschulungen
  • Aufbauschulungen
  • Schulung: IN FORM MitMachBox in der Praxis
  • Schulung: Mittagstische planen und initiieren – „Auf Rädern zum Essen“
  • Weiterbildungsschulungen für Fachkräfte

Nähere Informationen zu den Schulungen finden Sie hier.

Neben den eintägigen Schulungen für verschiedene Zielgruppen zu den Themenbereichen ausgewogene Ernährung und Bewegung sowie Mund- und Zahngesundheit veranstaltet die BAGSO Fachtagungen und bietet Qualifizierungslehrgänge und Beratung an.

Das BAGSO-Projektteam berät Verantwortliche und Akteure, die Angebote für ältere Menschen in den Bereichen ausgewogene Ernährung, mehr Bewegung und soziale Teilhabe verbessern möchten. Themen der Beratung sind zum Beispiel die Vorgehensweise bei der Planung der Angebote, mögliche Kooperationspartner, der Aufbau von Strukturen der Träger und Akteure, Wege der Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, Motivation und Ansprache der verschiedenen Zielgruppen älterer Menschen, Organisation und Durchführung von Veranstaltungen sowie die praktische Umsetzung der Angebote.

Interessierte Akteure und Verantwortliche können sich formlos bei dem IN FORM-Projektteam der BAGSO melden. Der Bedarf an Beratung und die gewünschte Unterstützung können individuell abgestimmt werden. Die Maßnahmen und Aktivitäten des BAGSO-Projektteams, z.B. die Kosten für Fachkräfte, für Schulungen und Beratungsgespräche, werden vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Eine finanzielle Unterstützung für Projekte zur Gesundheitsförderung kann bei der BAGSO nicht beantragt werden.

Kontakt