Gesundheitspolitische Ziele

Leitlinien

Auf europäischer und nationaler Ebene sind ausgehend von der Ottawa-Charta und weiteren WHO-Empfehlungen derzeit folgende Rahmenkonzepte und politische Zielsetzungen zur Förderung der Gesundheit älterer Menschen vereinbart:

Gesundheitspolitische Zielsetzungen für ältere Menschen auf europäischer Ebene

Die europäischen Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben auf der 62. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa 2012 das neue Rahmenkonzept „GESUNDHEIT 2020“ beschlossen. Das Rahmenkonzept beschreibt die Strategie und die gemeinsamen Ziele der Gesundheitspolitik in der Europäischen Region für das 21. Jahrhundert.

„Gesundheit 2020“ ist ein auf Werten und Erkenntnissen beruhendes gesundheitspolitisches Rahmenkonzept zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Menschen in der Europäischen Region der WHO. Das WHO-Regionalbüro für Europa hofft, dass „Gesundheit 2020“ jedem Bewohner der Europäischen Region, der neue Chancen zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens heutiger und zukünftiger Generationen nutzen möchte, Erkenntnisse und Inspiration vermitteln wird. In dem Rahmenkonzept werden sowohl die Herausforderungen und Chancen der Gesundheitsförderung als auch die Handlungsoptionen aufgezeigt.

„Gesundheit 2020“ richtet sich an alle: nicht nur an Politiker und Experten, sondern auch an die Zivilgesellschaft, Gemeinschaften, Familien und Individuen.

Warum ist „Gesundheit 2020“ wichtig?

„Gesundheit 2020“ legt dar, dass aus sozialen und wirtschaftlichen Gründen gehandelt werden muss. Das Rahmenkonzept hebt klar hervor, dass Gesundheit und Wohlbefinden wichtig und unentbehrlich für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung sind. Das Rahmenkonzept konzentriert sich auf Gesundheit als Menschenrecht. Es soll Maßnahmen in allen Bereichen von Staat und Gesellschaft unterstützen, die der Verwirklichung folgender Ziele dienen:

  • Verbesserung der Gesundheit für alle und Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheiten
  • Verbesserung von Führung und partizipatorischer Steuerung im Gesundheitsbereich
  • auf Kooperation beruhende Arbeitsmodelle und gemeinsame Prioritäten mit anderen Sektoren
  • Stärkung von Rechten der Gemeinschaften und Individuen
  • Stärkung der Rolle von Partnerschaften mit Bürgern und Gemeinschaften sowie mit staatlichen und privaten Akteuren.

Weitere Informationen

Gesundheit 2020 – Rahmenkonzept und Strategie der Europäischen Region für das
21. Jahrhundert
Download

Gesundheit 2020 – Website des WHO-Regionalbüros für Europa

WHO-Dekade des gesunden Alterns

Was bedeutet gesundes Altern?

Die WHO definiert gesundes Altern als einen „Prozess der Entwicklung und Aufrechterhaltung der funktionalen Fähigkeit, die das Wohlbefinden im Alter ermöglicht“. Für alle Menschen muss im Alter die Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse sichergestellt werden. Ältere Menschen sollen die Möglichkeit haben, ein selbstständiges Leben zu führen, eigene Entscheidungen zu treffen, mobil zu sein, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen und an der Gesellschaft teilzuhaben. Die BAGSO unterstützt die Ziele der WHO-Dekade und empfiehlt deren Umsetzung auch in Deutschland. Mit dem Projekt „Im Alter IN FORM“ fördert die BAGSO insbesondere Maßnahmen zur Entwicklung eines altersfreundlichen Umfeldes und zur Gesundheitsförderung älterer Menschen.

Hintergrund

Die Weltgemeinschaft hat sich in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verpflichtet, niemanden zurückzulassen und sicherzustellen, dass jeder Mensch sein Potenzial in Würde und Gleichheit und in einer gesunden Umwelt entfalten kann.

Ein Jahrzehnt konzertierter globaler Maßnahmen für ein gesundes Altern ist dringend erforderlich. Denn die Weltbevölkerung altert schneller als in der Vergangenheit und dieser demografische Wandel wird sich auf fast alle Bereiche der Gesellschaft auswirken. Weltweit sind mehr als eine Milliarde Menschen über 60 Jahre alt, von denen die meisten in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen leben. Viele ältere Menschen haben nicht einmal Zugang zu den grundlegenden Ressourcen, die für ein Leben in Würde notwendig sind. Viele Ältere sehen sich mit mehreren Hindernissen konfrontiert, die ihre uneingeschränkte Teilhabe an der Gesellschaft verhindern.

Ziele der Dekade

Die Ziele der WHO-Dekade des gesunden Alterns (2020-2030) wurden auf der 69. Weltgesundheitsversammlung 2016 in Genf formuliert:

  • Förderung von gesundem Altern in allen Ländern
  • Entwicklung eines altersfreundlichen Umfelds
  • Anpassung der Gesundheitssysteme an die Bedürfnisse älterer Menschen
  • Entwicklung nachhaltiger und gerechter Systeme für die Pflege älterer Menschen
  • Verbesserung der Datenlage (Messung, Überwachung und Erforschung des gesunden Alterns).

Als Grundlagen zur Umsetzung dieser Ziele dienen die Strategie und der Aktionsplan zu gesundem Altern.  

Weitere Informationen zur Dekade des gesunden Alterns finden Sie auf der Webseite der WHO

Gesundheitspolitische Zielsetzungen für ältere Menschen auf nationaler Ebene

Gemeinsam mit den relevanten Akteuren im deutschen Gesundheitswesen entwickelt der Kooperationsverbund gesundheitsziele.de seit inzwischen mehr als elf Jahren im Konsens und auf Grundlage evidenzbasierter Erkenntnisse Gesundheitsziele, empfiehlt Maßnahmen zur Zielerreichung und stößt Selbstverpflichtungen der verantwortlichen Akteure an.

Im Jahre 2012 wurde das „Nationale Gesundheitsziel – Gesund älter werden“ veröffentlicht. Es integriert die Empfehlungen der Ottawa-Charta und die Zielsetzungen des Weltaltenplans sowie die Folgevereinbarungen, soweit sie für die Gesundheitsförderung relevant sind.

Weitere Informationen

Nationales Gesundheitsziel. Gesund älter werden. Bundesministerium für Gesundheit, 2012
Download

Leitbild „Gesundheit im Alter“

Das vom Kooperationsverbund gesundheitsziele.de erarbeitete Leitbild „Gesundheit im Alter“ lautet zusammengefasst:

Wenn man von „Gesundheit im Alter“ spricht, kann das Fehlen von Erkrankungen und körperlichen Einbußen nur einen Aspekt darstellen. Bedeutsam sind zudem die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, das subjektive gesundheitliche Befinden, die Art und Weise, wie Menschen mit eingetretenen Erkrankungen umgehen, der Grad an Lebenszufriedenheit sowie das Ausmaß an Selbstständigkeit und Selbstbestimmung in der Lebensführung.

Eine moderne Gesundheitsauffassung, die die Verhältnisse in altersgewandelten Gesellschaften widerspiegeln soll, muss also psychosoziale Komponenten, wie Fähigkeiten zur Konfliktlösung, Zutrauen in die eigene Person sowie Streben nach einem erfüllten Leben, einbeziehen.

Es gibt gute Gründe, vom gesunden Alter(n) zu sprechen, wenn man unter Gesundheit mehr und anderes als nur die Abwesenheit von Krankheit versteht und den Zugewinn an Lebensqualität realisiert, der durch Prävention und Gesundheitsförderung und gute gesundheitliche Versorgung möglich ist.

Um aber diese allgemeinen Erfordernisse im Hinblick auf die ältere und alte Bevölkerung umsetzen zu können, muss man berücksichtigen, wie ernorm vielfältig das „Alter“ ist. Ansatzpunkte und Zugangswege für mehr Prävention und Gesundheitsförderung müssen deshalb immer auf die jeweiligen Zielgruppen bezogen und damit differenziert angewendet werden. Es geht also um jeweils angemessene Lebensqualität, um jeweils angemessene soziale Integration und um eine dem jeweiligen Zustand der Person angemessene Partizipation. Zudem gewinnt der Blick auf die Verhältnisse eine besondere Bedeutung: Weil die Zunahme der Lebenserwartung in mittleren und höheren Altersstufen von besseren Überlebensbedingungen geprägt ist, zu denen auch die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen beigetragen hat, bestehen damit einhergehend große soziale Unterschiede der Mortalität und Morbidität. Potenziale für die Gesundheitsförderung und Prävention liegen deshalb insbesondere auch in der stärkeren Berücksichtigung sozial benachteiligter älterer Menschen. Es ist daher besonders wichtig, die älteren Menschen in den Blick zu nehmen, die in sozial schwierigen und belastenden Verhältnissen leben.

Gesund älter werden – Handlungsfelder und Ziele

Das Nationale Gesundheitsziel „Gesund älter werden“ gliedert sich in drei Handlungsfelder:

Handlungsfeld I: Gesundheitsförderung und Prävention: Autonomie erhalten

Handlungsfeld II: Gesundheitliche, psychosoziale und pflegerische Versorgung

Handlungsfeld III: Besondere Herausforderungen

Aus Sicht der Gesundheitspolitik ist das Handlungsfeld I als prioritäres Handlungsfeld zu betrachten. Diesem Handlungsfeld „Gesundheitsförderung und Prävention: Autonomie erhalten“ sind folgende Ziele zugeordnet:

Ziel 1: Die gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen ist gestärkt. Mangelnde Teilhabe und Isolation werden erkannt und gemindert.

Ziel 2: Gesundheitliche Ressourcen und die Widerstandskraft älterer Menschen sind gestärkt und ihre gesundheitlichen Risiken gemindert.

Ziel 3: Körperliche Aktivität und Mobilität älterer Menschen sind gestärkt bzw. erhalten.

Ziel 4: Ältere Menschen ernähren sich ausgewogen.

Ziel 5: Die Mundgesundheit älterer Menschen ist erhalten bzw. verbessert.


Hintergründe und Empfehlungen zu diesen Zielen sind in den entsprechenden Untersektionen dieses Themenportals aufgezeigt.