2 - Gute Gründe
Die Förderung des Wohlbefindens älterer Menschen ist eine wichtige Aufgabe
Wichtige Faktoren für die Erhaltung der Gesundheit im Alter sind die Umwelt- und Lebensbedingungen, das soziale Umfeld sowie die individuelle Lebensweise. Durch eine gesunde Lebensgestaltung, die möglichst schon von klein auf gelebt werden sollte, kann der Abbau der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit im Alter deutlich verzögert werden. Entsprechende Angebote und Anreize zur Gesundheitsförderung unterstützen ältere Menschen dabei, ihre Lebensweise so auszurichten, dass sie länger selbstständig und gesund bleiben.
Die Gesundheit im Alter wird von der Lebensweise mitbestimmt
Die biologischen Alterungsprozesse führen zu einem Nachlassen der Körperfunktionen – bei dem einen früher, bei dem anderen etwas später. Äußere Anzeichen für das Altern sind z.B. Seh- oder Hörschwächen, eine faltigere Haut, eine Verringerung der Muskelkraft oder Beschwerden in den Gelenken. Altersbedingte Veränderungen erfordern eine allmähliche Anpassung der Lebensgestaltung. Doch ist es wissenschaftlich erwiesen, dass der Alterungsprozess nur zu einem Teil auf genetische Ursachen zurückzuführen ist. Von zentraler Bedeutung für die Gesundheit der Menschen ist die Lebensweise. Selbst im hohen Alter können durch eine gesunde Lebensweise mit nährstoffreicher Ernährung, ausreichender Bewegung und gesellschaftlicher Teilhabe wieder Stoffwechselvorgänge verbessert, Muskeln aufgebaut und der Geist aktiviert werden.
Angebote zur ausgewogenen Ernährung, für ausreichend Bewegung und soziale Teilhabe tragen zur Erhaltung der Selbstständigkeit für ein selbstbestimmtes Leben im eigenen Wohnumfeld und damit zur Förderung des Wohlbefindens und der Gesundheit älterer Menschen bei.
Im Rahmen von IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung werden schwerpunktmäßig Maßnahmen und Angebote unterstützt, die eine ausgewogene Ernährung, gesunde Bewegung und die soziale Teilhabe älterer Menschen fördern. Die Angebote sind auf die verschiedenen Zielgruppen der älteren Menschen speziell zugeschnitten.
Hier eine Abbildung „Dimensionen der Ernährung“ mit Link zu dem Video einfügen
Um die Freude am Essen und den Genuss der Mahlzeiten zu erhalten, ist die sachgerechte Mund- und Zahnpflege von hoher Bedeutung. Die Mundhygiene trägt zum Wohlbefinden bei und ist für die Gesundheit im Alter wichtig. Bei Zahn- und Zahnfleischerkrankungen können Keime und Bakterien leicht über die Blutbahn in den Körper gelangen und z.B. zu ernsten Herzerkrankungen führen. Darüber hinaus ist die Mund- und Zahnpflege eine grundlegende Voraussetzung für die Erhaltung der Beiß- und Kaufähigkeit, die auch wesentlich für das Wohlbefinden sind. Aufklärung über Mundhygiene und Informationen von Alters-Fachzahnärzten sollten in die Seniorenarbeit integriert werden.
Ausreichende Bewegung dient der Erhaltung der Beweglichkeit, der Muskelkraft, der Koordination und Balance. Regelmäßige Bewegungsübungen sind unerlässlich, um das mit zunehmendem Alter erhöhte Sturzrisiko zu mindern und die körperliche Leistungsfähigkeit für die Alltagsaufgaben zu erhalten. Angebote und Anreize zur Bewegung mit niedrigen Zugangsschwellen für ältere Menschen sollten einen hohen Stellenwert in der Seniorenarbeit haben.
Die gesellschaftliche Teilhabe an den Ereignissen und Geschehnissen im Umfeld (Soziale Teilhabe) ist von hoher Bedeutung für das Wohlbefinden älterer Menschen. In der Gemeinsamkeit mit anderen erleben sie Freude, Anerkennung und Wertschätzung. Das Empfinden von Einsamkeit älterer Menschen kann dadurch deutlich gemildert bzw. vermieden werden. Kommunikation und Unterhaltung fördern ganz wesentlich auch die geistigen Fähigkeiten nach dem Prinzip, was nicht gebraucht wird, baut sich ab!
Handlungsfelder und Ziele
Das Nationale Gesundheitsziel „Gesund älter werden“ gliedert sich in drei Handlungsfelder:
Handlungsfeld I: Gesundheitsförderung und Prävention: Autonomie erhalten
Handlungsfeld II: Gesundheitliche, psychosoziale und pflegerische Versorgung
Handlungsfeld III: Besondere Herausforderungen
In der offenen Seniorenarbeit ist das Handlungsfeld I als prioritäres Handlungsfeld zu betrachten. Dem Handlungsfeld I „Gesundheitsförderung und Prävention: Autonomie erhalten“ sind folgende Ziele zugeordnet:
Ziel 1: Die gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen ist gestärkt. Mangelnde Teilhabe und Isolation werden erkannt und gemindert.
Ziel 2: Gesundheitliche Ressourcen und die Widerstandskraft älterer Menschen sind gestärkt und ihre gesundheitlichen Risiken gemindert.
Ziel 3: Körperliche Aktivität und Mobilität älterer Menschen sind gestärkt bzw. erhalten.
Ziel 4: Ältere Menschen ernähren sich ausgewogen.
Ziel 5: Die Mundgesundheit älterer Menschen ist erhalten bzw. verbessert.
Diese Gesundheitsziele von „Gesund älter werden“ sollten die Leitziele für die Gesundheitsförderung für ältere Menschen auf kommunaler Ebene sein!
Verantwortung der Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft
Den Kommunen kommt eine besondere Verantwortung für die gesundheitsförderliche Gestaltung des Wohnumfeldes älterer Menschen zu. Dies bestätigt der „Siebte Altenbericht“ der Bundesregierung ausdrücklich. Die Verantwortung liegt aus Sicht der BAGSO vornehmlich bei den Akteuren in den politischen Gremien, den zugeordneten Fachstellen in der Verwaltung und den Trägern der Seniorenarbeit der Zivilgesellschaft. Aber auch Wohnungsbaugenossenschaften, Unternehmen und Dienstleister, die unmittelbar bei der Gestaltung des Wohnumfeldes Einfluss nehmen, tragen Verantwortung für das Wohlbefinden und die Lebensqualität älterer Menschen.
Zur Erhaltung der Lebensqualität im Alter sind Autonomie und die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit essenziell.
Im Hinblick auf die Gesundheitsförderung und Prävention für benachteiligte Ältere betonen die Autoren des Nationalen Gesundheitsziels „Gesund älter werden“: „Als primärpräventive Strategien für sozioökonomisch benachteiligte Gruppen eignen sich kontextbezogene Ansätze, die verhaltens- und verhältnispräventive Elemente verbinden (sogenannte Setting-Ansätze), weil ihre Lebenswelten in der Regel starke Gesundheitsbelastungen aufweisen und gesundheitsförderliches Verhalten erschweren. Durch ermöglichende, initiierende und begleitende Interventionen von außen sollen Prozesse angestoßen werden, mit denen die Beteiligten bzw. Bewohnerinnen und Bewohner des Settings dieses nach ihren Bedürfnissen mitgestalten. Aktivierende und partizipative Lern- und Innovationsprozesse sollen sowohl die Ressourcen der Einzelnen als auch des sozialen Kontexts weiterentwickeln (Empowerment).“ Deutschlands Initiative IN FORM fördert Maßnahmen, die diese Strategien unterstützen.
Die Im Alter IN FORM-Qualitätsbausteine setzen im sozialen Kontext der Seniorenarbeit vor Ort an. Sie unterstützen Verantwortliche und Akteure in Kommunen, sinnvolle Maßnahmen zur Verbesserung der Lebenswelten für ältere Menschen zu identifizieren, zu planen, umzusetzen und zu evaluieren.